
Der Handelsplatz
Strom wird sowohl an Börsen, zum Beispiel in Leipzig, als auch direkt zwischen Marktteilnehmern gehandelt. Man unterscheidet grob zwischen kurzfristigem und langfristigem Handel. Kurzfristiger Handel kann zum Beispiel auf die Wetterverhältnisse Rücksicht nehmen: eine Kältewelle, viel Regen. Beim langfristigen Handel hingegen verlassen sich die Händler auf Erfahrungen, Prognosen und Annahmen, die für einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft getroffen werden. Wie beim Wertpapierhandel orientieren sich die Preise an Angebot und Nachfrage.

Von Hochspannungsmasten und guten Schwingungen
Das Schweizer Übertragungsnetz ist 6’700 Kilometer lang und weist 12'000 Masten auf. Diese Hochspannungsmasten sind auf drei bis vier Meter tiefen Fundamenten mit bis zu 80 Kubikmeter Beton aufgebaut. Bei besonders grossen Masten werden die Fundamente zusätzlich verankert. Die Masten können bis zu 60 Tonnen schwer sein und sind oft aus über 1’400 Einzelteilen mit rund 3’000 Schrauben zusammengesetzt. Das Brummen, das bei Nebel oder Regen unter einer Hochspannungsleitung zu hören ist, entsteht durch Wassertröpfchen, die sich auf dem Leitungskabel ansammeln und durch die Frequenz des Stroms ins Schwingen geraten. Auch Mikroentladungen in die Luft erzeugen das charakteristische Summen.

Ohne Netz wäre alles nichts
Genauso bedeutsam wie die Produktion von Strom ist sowohl für die Konsumenten als auch für den Handel dessen Transport. Grosse Mengen werden mit einer Höchstspannung von bis zu 380'000 Volt in Übertragungsleitungen über weite Strecken transportiert. Für die feinere Verteilung wird der Strom in Transformatorenstationen zu Hoch-, Mittel- und schliesslich Niederspannung umgewandelt, bis zur unterirdischen Kabelleitung im Quartier, die über den Hausanschluss den Strom in der üblichen Netzspannung von 230 Volt zur Steckdose führt.

Die Berninaleitung
Die Stromleitung, die uns auf unserem Weg begleitet, ist eine Höchstspannungsleitung für 20'000 Volt, 150'000 Volt sowie 380’000 Volt. Die 380’000 Volt-Hochspannungsleitung zweigt bei Bever von der Albulaleitung ab, führt über den Berninapass hinunter ins Tal und via Unterwerk Robbia bis nach Italien. Zwei Fünftel des Stroms, der zwischen der Schweiz und Italien ausgetauscht wird, fliesst über diese Leitung. Die Berninaleitung gehörte bis 2013 Repower und ging danach wie alle Übertragungsleitungen in der Schweiz an die nationale Netzgesellschaft Swissgrid über.

Der Stromsee und eine Garantie
Ob Strom durch die Verbrennung von Erdöl erzeugt wird oder zu 100 Prozent erneuerbar durch Wasserkraft in der Valposchiavo: Strom ist immer Strom und kann aus physikalischen Gründen nicht direkt vom Kraftwerk zur Steckdose geliefert werden. Stattdessen fliesst jede in Europa erzeugte elektrische Energie ins europäische Stromnetz. Am besten stellt man sich dieses Netz als einen Stromsee vor, aus dem jeder Konsument seinen Strom bezieht. Je höher nun der Anteil an umweltschonend produzierter Energie ist, desto «grüner» wird der Stromsee. Damit die Stromproduktion umweltschonender wird, gibt es in der Schweiz staatliche Förderinstrumente sowie den freiwilligen Ökostrommarkt mit Herkunftsnachweisen. Die Ökostromkunden von Repower erhalten eine Garantie dafür, dass ihre bestellte Strommenge in der vereinbarten ökologischen Qualität tatsächlich hergestellt und ins Stromnetz gespeist wird. Auf diese Weise kann jeder von uns dazu beitragen, dass der Stromsee immer grüner wird.