Gesamterneuerung Kraftwerk Robbia

2020 - 2024

Das Kraftwerk Robbia in der Valposchiavo wird komplett erneuert. Dafür sind Bruttoinvestitionen von rund 125 Millionen Franken geplant. Mit der Erneuerung des Kraftwerks Robbia wird die zuverlässige Stromproduktion im oberen Teil des Puschlavs für die Zukunft sichergestellt.


Für den zuverlässigen Weiterbetrieb der Kraftwerkanlage Robbia sind wesentliche Erneuerungs- und Erweiterungsarbeiten vorgesehen. Dabei werden rund 90 Prozent der Gesamtanlage erneuert. Gleichzeitig ist eine Optimierung des Triebwassersystems geplant. Diese beinhaltet die Minimierung der hydraulischen Verluste und die Optimierung der Betriebswassernutzung. So wird unter anderem das Speichervolumen des Reservoirs Puntalta erweitert und die bestehende Druckleitung Balbalera mit ihren zwei separaten Druckrohren durch eine einzige grössere Druckleitung ersetzt. In der Kraftwerkszentrale Robbia werden alle bestehenden Maschinengruppen ersetzt.

Erneuerungsprojekt Robbia im Detail

Kraftwerk Robbia

  • Kraftwerksgebäude wird fast komplett ausgehöhlt
  • Alte Maschinen werden durch drei baugleiche Maschinensätze ersetzt
  • Voraussichtliche Bauzeit: Mitte 2020 bis Mitte 2024

Das Kraftwerk Robbia befindet sich nördlich von Poschiavo auf der Ebene Plan da Robbia bei San Carlo bzw. Raviscè. Das Kraftwerksgebäude besteht aus einer Maschinenhalle (Hauptgebäude), mehreren Technik- und Lagerräumen, einem Betriebsbüro (südlicher Anbau) und einem Lagerraum oberhalb der Verteilleitungen (nördlicher Anbau). Die Zentrale ist heute mit vier horizontalachsigen Maschinengruppen bestückt. Das turbinierte Wasser wird durch einen doppelt geführten Unterwasserkanal in den Poschiavino abgeführt. Der Unterwasserkanal ist heute zum grössten Teil offen geführt.

Bei der Erneuerung des Kraftwerks Robbia wird fast das komplette Kraftwerksgebäude ausgehöhlt und die Bestandteile ersetzt. Unter anderem ist der vollständige Ersatz der bestehenden Maschinengruppen durch drei baugleiche Maschinensätze vorgesehen. Mit dem Ersatz der Maschinengruppen werden auch die Verteilrohrleitung und die Kugelschieber der Maschinen ausgewechselt. Bedingt durch die geänderten mechanischen Abmessungen und Kräfte müssen die Fundamente sowie der Anschluss an den Unterwasserkanal je Maschine neu ausgeführt werden. Ebenfalls muss die Krananlage des Kraftwerkgebäudes vollständig erneuert und an die Vorgaben (Montagegewicht, Hubhöhe) der Maschinengruppen angepasst werden. Gleichzeitig werden die übrigen Kraftwerkseinrichtungen wie Energieableitung, Eigenbedarfsversorgung, Kraftwerksteuerung, Kommunikationseinrichtungen sowie die Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlage erneuert.


Wasserfassung Salva

  • Lawinenzug und Landschaftsschutz erfordern besondere Planung
  • Fischdurchgängigkeit wird sichergestellt
  • Voraussichtliche Bauzeit: Mai 2021 bis Sommer 2022
  • Vorbereitungsarbeiten ab Herbst 2020

Die Wasserfassung Salva befindet sich eingangs der Val da Camp in der Region Salva Dafora. Mit der Wasserfassung Salva wird das Wasser des Campobachs auf einer Höhe von 1713 m ü.M. gefasst und durch die Überleitungen Salva–Braita resp. Braita–Puntalta (Ascialileitung) der Stufe Robbia zugeführt. Bedingt durch die geforderte Fischdurchgängigkeit, der Erhöhung der Ausbauwassermenge und der landschaftlichen Aufwertung des Standortes muss die Wasserfassung neu erstellt werden. Die Anlage befindet sich in einem Lawinenzug sowie in einem Landschaftsschutzgebiet, weshalb die Fassung robust ausgelegt und landschaftsschonend in das Gelände integriert wird.


Überleitung Salva-Braita

  • Mehr als ein Kilometer Überleitung in anspruchsvollem Gelände
  • Bestehender Trasseeverlauf wird beibehalten
  • Voraussichtliche Bauzeit: Mai 2021 bis Sommer 2022
  • Vorbereitungsarbeiten ab Herbst 2020

Die Überleitung Salva–Braita verläuft entlang der westlichen Flanke des Plan Alt bzw. Planasch auf einer mittleren Höhe von ca. 1700 m ü.M bis zum Plan Grand da li Acqueti. Sie endet im Apparategebäude Braita. Im Gebäude befinden sich die Einrichtungen für die Druckregulierung der Überleitung. Das Apparategebäude ist der zentrale Verknüpfungspunkt der Triebwasserwege von der Wasserfassung Salva, von der Wasserfassung Braita und der Asciali-Leitung.

Bis auf den Stollenabschnitt wird die rund 1,4 Kilometer lange Überleitung vollständig erneuert und für die neue Ausbauwassermenge der Wasserfassung Salva optimiert. Der bestehende Trasseeverlauf wird beibehalten und als Ersatz für die alte Betonleitung sind GFK-Rohre mit einem Durchmesser von 1.20 Meter vorgesehen. Im Sinne einer möglichst effizienten und ökologischen Energienutzung wird das bestehende Energiepotential zwischen der Wasserfassung Salva und dem Apparategebäude Braita für die Energieproduktion mittels Kaplanturbine genutzt.


Wasserfassung Braita

  • Der Erddamm wird aus Hochwasserschutzgründen 40 cm bzw. 1.0 m erhöht
  • Eine neue Betonkrone wird mit Blocksteinen und Schuttmaterial eingedeckt
  • Voraussichtliche Bauzeit: Mai 2021 bis Herbst 2022
  • Vorbereitungsarbeiten ab Herbst 2020

Mit der Wasserfassung Braita wird das Wasser des Poschiavinobachs im Bereich Braita gefasst. Ein Erddamm staut das zufliessende Wasser bis zu einer Höhe von 1700 m ü.M. auf und bildet so das Ausgleichsbecken Braita bzw. den Lagh da Braita. Der kleine See mit einem heutigen Nutzvolumen von 3000 m³ dient als Sandfang für die Fassung Braita.

Der bestehende Erddamm der Wasserfassung wird aus Hochwasserschutzgründen auf der linken Seite um ca. 40 cm und auf der rechten Seite um ca. 1.0 m erhöht. Die Spundwand aus Holzbohlen wird mit einer neuen Betonkrone verstärkt und nachher mit Blocksteinen und Schuttmaterial eingedeckt und so dem Gelände angepasst. Mit diesen baulichen Massnahmen kann die Wasserfassung optimal ins Gelände integriert werden. Der Verlandung des Sees wird zukünftig durch effizientere Spülungen entgegengewirkt. Dafür ist anstelle des heutigen kleinen Grundablasses eine Spülschütze mit entsprechendem Spülkanal vorgesehen.

 


Überleitung Braita-Puntalta

  • Rund drei Kilometer Rohrleitungen, die in den Vierzigerjahren verlegt wurden, werden durch Kunststoffleitungen ersetzt
  • Die Kunststoffrohre sind glasfaserverstärkt
  • Voraussichtliche Bauzeit: Mai 2021 bis Herbst 2022
  • Vorbereitungsarbeiten ab Sommer 2020

Durch die Überleitung Braita–Ascialikammer (Ascialileitung) wird das Wasser über eine Strecke von rund 3.1 Kilometer vom Apparategebäude Braita bis zur Ascialikammer resp. zum Stollen Puntalta geführt. Die heutige Rohrleitung stammt aus den Vierzigerjahren und besteht aus unarmierten Betonrohren. Ein Ersatz der gesamten bestehenden Leitung ist altersbedingt notwendig. Der Ersatz der Rohrleitung erfolgt entlang dem heutigen Trassee. Die neuen Leitungsrohre bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK).


Reservoir, Wasserschloss und Wasserfassung Puntalta

  • Das Speichervolumen des unterirdischen Reservoirs wird erhöht, Wasserschloss und Wasserfassung erneuert
  • Dadurch steigert sich die Flexibilität bei der Energieproduktion
  • Voraussichtliche Bauzeit: Sommer 2021 bis Ende 2023

Die Wasserfassung Puntalta befindet sich am südlichen Ende der Cavagliaebene an einer engen Stelle oberhalb der Eisenbahnbrücke (über die Puntaltaschlucht) der Rhätische Bahn in Fahrtrichtung Poschiavo. Mit der Wasserfassung Puntalta wird das gesamte zufliessende Wasser des Cavagliasch auf einer Höhe von 1684 m ü.M. gefasst und gemeinsam mit dem Wasser der Freispiegelleitung vom Kraftwerk Cavaglia durch einen Stollen bis zum Wasserreservoir Puntalta geführt. Das Speichervolumen des Reservoirs Puntaulta wird erweitert, dadurch wird eine höhere Flexibilität bei der Energieproduktion im Tagesverlauf erreicht. Über einen Feinrechen mit Rechenreiniger vor dem Einlauf in den Freispiegelstollen und der Dotiereinrichtungen wird verhindert, dass Fische in das Triebwassersystem eindringen können. Zur Gewährleistung der Hochwassersicherheit ist zur Strasse hin eine Hochwasserschutzmauer vorgesehen. Die Schutzmauer wird ausgehend vom Apparategebäude auf einer Gesamtlänge von ca. 90 m erstellt.

Druckleitung Balbalera

  • Die Druckleitung hat ein Gefälle von rund 600 Metern
  • Die zwei Druckrohre werden durch ein einziges, grösseres Rohr ersetzt
  • Voraussichtliche Bauzeit: Frühjahr 2022 bis Ende 2023
  • Vorbereitungsarbeiten ab Sommer 2020

Die heutige Druckleitung Balbalera führt mit zwei separaten Druckrohren vom Apparategebäude Puntalta auf 1680 m ü.M. zur Zentrale Robbia auf 1078 m ü.M. Die beiden bestehenden Druckrohre werden durch eine einzelne grössere Druckleitung ersetzt.


Geschichte

Das Wasserkraftwerk Robbia wurde vor über 100 Jahren gebaut und bezeichnete den Start der Wasserkraftnutzung der oberen Stufe im Puschlav. Es löste nachträglich den Bau der Kraftwerke Palü und Cavaglia (1926/27) aus.

Der Bau des Wasserkraftwerks Robbia dauerte von 1909 bis 1911. 1910 nahm die erste Maschinengruppe den Betrieb auf. Das Kraftwerk nutzte den sogenannten Cavagliasco-Fall (Cavaglia-Ebene bis Talboden Robbia) zur Stromproduktion. 1921 wurde die heute noch in Betrieb stehende Maschinengruppe 3 eingebaut. Bis zum Bau der oberen Stufen Palü und Cavaglia wurde Wasser aus dem Lago Bianco ungenutzt durch die Val da Pila abgelassen und erst nach der Cavaglia-Ebene in Puntalta gefasst und in das Triebwassersystem der Zentrale Robbia eingeleitet.


1940 bis 1945 wurde die Kraftwerksanlage Robbia mitsamt Triebwasserweg erweitert. Dabei wurde die zusätzliche Nutzung der Zuflüsse aus der Val di Campo (Salva) und Lagoné (Braita) mit dem Bau der entsprechenden Überleitungen, dem Bau des Ausgleichsbecken Puntalta (Kaverne), dem Bau der zweiten Druckleitung Puntalta-Robbia und der Erweiterung der Kraftwerkszentrale mit Einbau der heutigen Maschinengruppe 1 realisiert. Ausserdem wurde die Staumauer Lagobianco erhöht und die Pumpanlage Palü realisiert. 1956 wurde die Maschinengruppe 2 eingesetzt. Seither ist die Anlagenauslegung und Disposition des Kraftwerks Robbia unverändert geblieben.


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Stefan Bisculm

Stefan Bisculm

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