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Topografie der Via Energia

Alp Palü

Standort 6 - Wanderweg «Via Energia»

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Für eine reiche Energieernte

Alles Wasser aus den Bergen fliesst ins Tal. Um diese kinetische Energie optimal zu nutzen, ist hohe Ingenieurskunst gefordert – und davon gibt es in der Schweiz viel. So finden sich überall in den Alpen ausgeklügelte Systeme, die den Weg des Wassers optimal kanalisieren, um die ganze Kraft zu «ernten». In der Valposchiavo sind die Kraftwerksanlagen über das ganze Tal verteilt, vom Lago Bianco auf 2234 Metern Höhe bis zum Kraftwerk Campocologno II an der italienischen Grenze auf 530 Metern Höhe. Das Kraftwerk Campocologno I wurde im Jahr 1907 in Betrieb genommen. Die Anlage stiess bei ihrer Entstehung auf internationale Bewunderung: Die Berliner Fachzeitung «Turbine» beschrieb sie gar als «bedeutendste hydroelektrische Anlage des Kontinents».

Die Kunst besteht darin, die Topografie bestmöglich zu nutzen. So kann etwa das Wasser des Lago Bianco gleich fünf Mal genutzt werden: Zuerst im Kraftwerk Palü, das über einen Druckstollen und eine Druckleitung mit dem Speichersee auf dem Berninapass verbunden ist. Nach dieser ersten Turbinierung wird das Wasser im Lago Palü entweder zwischengespeichert oder wiederum in einer Druckleitung zum Kraftwerk Cavaglia geführt. Dort produziert es zum zweiten Mal Strom. Das gleiche Wasser fliesst danach durch die Cavagliaebene zum unterirdischen Ausgleichsbecken Puntalta und über zwei Druckleitungen zum Kraftwerk Robbia, wo es zum dritten Mal die Turbinen antreibt. Von dort fliesst das Wasser im Poschiavino bis zum Lago di Poschiavo und anschliessend zusammen mit dem Wasser aus dem See über einen weiteren Druckstollen ins Kraftwerk Campocologno I und schliesslich ins Kraftwerk Campocologno II. Und selbst dann ist noch nicht Schluss, denn nach der Grenze wird das Wasser noch in zwei weiteren Kraftwerken turbiniert, bevor es in die Adda und schliesslich ins Mittelmeer fliesst.

Karte mit den verschiedenen Posten auf der Via Energia
Visulisierung eines Supersportwagens
Wasser, so schnell wie ein Rennwagen

Je grösser die Höhendifferenz zwischen einem Stausee und der Turbine ist, desto höher ist der Wasserdruck. Beim Kraftwerk Palü fällt das Wasser rund 230 Meter in die Tiefe und baut dabei einen Druck von 23 bar auf. Zum Vergleich: Ein Gartenschlauch erzielt einen Druck von etwa vier bis fünf bar. Bei Vollbetrieb fliessen damit 4’500 Liter pro Sekunde mit einer Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde zum Kraftwerk Palü. Die Leitung ist aus Stahl, verläuft unterirdisch und weist einen mittleren Durchmesser von 1,2 Metern auf.

Das Kraftwerk Cavaglia weist die gleichen Kennwerte auf wie das Kraftwerk Palü. Das Kraftwerk Robbia aber turbiniert nach der Gesamterneuerung (2020 bis 2023) rund 6’300 Liter pro Sekunde, die in der Druckleitung eine Höhendifferenz von sogar 610 Meter überwinden. Das entspricht einem Druck von 61 bar und einer Geschwindigkeit von 4,4 Metern pro Sekunde.

Eine 1’270 Meter hohe Batterie!

Batterien speichern Strom in kleinen Mengen. In grossen Mengen lässt sich Strom bis heute fast nur in Stauseen speichern. Das ist äusserst sinnvoll: Bei sehr hohem Verbrauch kann per Knopfdruck das Wasser aus einem Speichersee zur Stromproduktion eingesetzt werden. Repower möchte das Gefälle in der Valposchiavo noch effizienter nutzen und projektiert deshalb eine riesige ökologische Batterie, das Pumpspeicherwerk Lagobianco. Statt mehrerer Stufen und Zentralen sieht das Projekt vor, das Gefälle von 1’270 Metern zwischen dem Lago Bianco und dem Lago di Poschiavo direkt zur Stromerzeugung zu nutzen. Verbunden würden die beiden Seen über einen 17,5 Kilometer langen Druckstollen an der rechten Talflanke und einen 2,5 Kilometer langen Druckschacht zu einer neuen Kraftwerkszentrale im Berginnern in Camp Martin am Lago di Poschiavo. Sechs bis sieben Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Dadurch könnte der Anteil erneuerbar produzierten Stroms massiv erhöht werden.

Grafische Darstellung einer Batterie

Eine reiche Energieernte: Das Wasser wird bewirtschaftet.

Stilvoll beim Kraftwerkbau

Der Schweizer Heimatschutz setzte sich seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts unter anderem dafür ein, dass sich die erst mit der Industrialisierung entstandenen Bahnlinien und Bahnhöfe, Fabriken und Kraftwerke in ästhetischer Weise mit der Landschaft verbanden. Der Engadiner Architekt und Mitbegründer Nicolaus Hartmann jun., der von 1880 bis 1956 lebte, Er schuf den Bündner Heimatstil: Grossbauten sollten traditionelle Bauformen aufweisen und mit einheimischen Materialien gebaut sein. Hartmann baute die Zentralen Cavaglia und Palü sowie die Staumauern am Lago Bianco. Man sieht es: Die gewählten Bruchstein-Fassaden passen sich harmonisch in die Landschaft der Valposchiavo ein.

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Was man von einem Kraftwerk sieht, ist meistens die Zentrale, auch Maschinenhaus genannt. Sie beherbergt die Turbine und den Generator. Turbinen sind die Nachfolger der Wasser- und Windräder.