Wasserkraftwerk Chlus

Ein Projekt von nationaler Bedeutung.

Repower plant im Prättigau und im Bündner Rheintal das Wasserkraftwerk Chlus. Mit einer voraussichtlichen Jahresproduktion von ca. 237 Gigawattstunden gilt das Vorhaben als «Projekt von nationaler Bedeutung». Die neue Anlage ergänzt die bestehende Kraftwerkskaskade Klosters/Schlappin-Küblis um eine weitere Stufe und soll das Gefälle zwischen Küblis und dem Rhein zur Stromproduktion nutzen.

Leistung und Produktion

Installierte Gesamtleistung ca. 62 MW
Gesamtproduktion ca. 237 GWh/a
Druckstollen ca. 16,1 km
Druckleitung ca. 2 km

Wassernutzung und Wasserweg

Turbiniertes Wasser aus dem KW Küblis, mit Fassungen beim Landquart, Ariesch-, Furner- und Schranggabach

Druckstollen ca. 16,1 km
Druckleitung ca. 2 km

In den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden im Prättigau drei Kraftwerke gebaut, um aus Wasserkraft Strom zu produzieren. 2011 wurden diese um das Kraftwerk Taschinas erweitert. Mit dem Projekt Chlus soll nun ein ergänzendes Kraftwerk im Prättigau/Bündner Rheintal entstehen.

Die Nutzung der Wasserkraft hat im Prättigau Tradition. Schon 1918 wurde die damalige AG Bündner Kraftwerke mit dem Ziel gegründet, aus Wasserkraft elektrische Energie zu erzeugen. Zwischen 1919 und 1927 erstellte sie drei Kraftwerke. Der Bau dieser Anlagen wurde in Angriff genommen, bevor überhaupt feststand, wer den künftig produzierten Strom abnehmen würde. Die treibende Kraft war der Glaube an den technischen Fortschritt. Im Laufe der Jahre wurden die Anlagen erneuert und Anfang dieses Jahrtausends konnte Repower die Konzessionen für die bestehenden Kraftwerke um weitere achtzig Jahre verlängern. Auch Investitionen in eine neue Anlage wurden getätigt: 2008 begann der Bau des Kraftwerks Taschinas im vorderen Prättigau. Dieses jüngste Wasserkraftwerk von Repower nahm 2011 seinen Betrieb auf. Schon seit Längerem bestanden auch Ausbaupläne für die Nutzung der Wasserkraft unterhalb von Küblis.


Als Vorläufer des heutigen Projekts Chlus wurde dieses Vorhaben in den 1970er- und 1980er-Jahren zum ersten Mal in Angriff genommen. Bei den Konzessionsabstimmungen 1991 lehnte ein Teil der Gemeinden die Ausbauidee ab und so wurde diese zunächst nicht weitergeführt. Erst im Jahr 2007 beschloss man, das Projekt nochmals aufzugreifen — mit einer zweistufigen Linienführung von Küblis bis ins Rheintal.

Für den Bau eines Wasserkraftwerks braucht es zwei grundsätzliche Bedingungen: Wasser und Gefälle. Beim Projekt Chlus sind diese Voraussetzungen erfüllt.

Das Gefälle zwischen Küblis und Trimmis beträgt über 260 Meter. Für den Betrieb des Kraftwerks wird das turbinierte Wasser der Kraftwerkzentrale Küblis gefasst und zusätzliches Wasser aus der Landquart sowie den drei Seitenbächen Ariesch-, Furner- und Schranggabach ins Triebwassersystem eingeleitet. In einem 16,1 Kilometer langen Druckstollen und einer 2 Kilometer langen Druckleitung wird es zum Herzstück des geplanten Kraftwerks geführt — der Kraftwerkszentrale in Trimmis. Weil der Ariesch- und der Schranggabach hoch über dem Druckstollen gefasst werden, kann hier die Fallhöhe mittels Kleinwasser-Kraftwerken genutzt werden.

Der Bau eines Wasserkraftwerks ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Für die geplante Anlage zwischen Küblis und Trimmis ist von vier bis fünf Jahren Bauzeit auszugehen. 

Zu Spitzenzeiten werden bis zu 300 Personen auf mehreren Baustellen gleichzeitig arbeiten. Vorgesehen sind Installationsplätze bei den Wasserfassungen in Küblis, den Seitenfassungen, beim Wasserschloss und schliesslich für den Bau des Zentralengebäudes in Trimmis.

Beim Ausbruch werden unterschiedliche Techniken wie zum Beispiel Fräsvortrieb mit Hilfe von Tunnelbohrmaschinen oder Sprengvortrieb angewendet. Insgesamt fallen rund 1,1 Millionen Tonnen Material an. Die Materialbewirtschaftung spielt somit eine zentrale Rolle in der Baulogistik. Wo möglich wird das Material wiederverwertet. Wegen der Beschaffenheit des Gesteins ist dies jedoch nur bei gut fünf bis zehn Prozent der Ausbruchmenge der Fall. Rund die Hälfte des nicht wiederverwertbaren Materials wird verwendet, um frühere Materialentnahmestellen im Bündner Rheintal wieder aufzufüllen. Das restliche Ausbruchmaterial wird in Form von Terrainaufschüttungen an den Standorten Sand in Seewis und Schwinboden in Jenaz abgelagert und sorgfältig ins Gelände eingebaut. Die beiden Standorte befinden sich in unmittelbarer Nähe des Projektgebiets und können über kurze Transportwege erreicht werden. Für den Materialtransport werden hauptsächlich Förderbänder, Materialseilbahnen und auch Lastwagen eingesetzt.


Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks fliesst in der Landquart zwischen Küblis und der Einmündung in den Rhein künftig zwar weniger Wasser, dafür kann der entsprechende Abschnitt von Schwall und Sunk, verursacht durch das Kraftwerk Küblis, befreit werden.

Die Restwassermengen werden so festgelegt, dass zusammen mit weiteren Massnahmen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Seeforelle aus dem Bodensee die Landquart wieder als Laichgebiet nutzen kann.

Untersucht werden nicht nur die Gewässer, sondern sämtliche Bereiche, die vom Projekt tangiert sind: Dazu gehören unter anderem Grundwasser, Landschaft, Flora und Fauna. Für grössere Wasserkraftanlagen werden die Untersuchungen und Abklärungen betreffend der Umwelt im Rahmen einer sogenannten Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Die erste Stufe der UVP mit den übergeordneten Umweltuntersuchungen wurde als Bestandteil des Konzessionsgenehmigungsgesuchs den Behörden zur Prüfung eingereicht.

Nach erfolgter Konzessionsgenehmigung durch die Regierung wird die zweite Stufe der Umweltverträglichkeitsprüfung angegangen. Dabei werden die detaillierten Massnahmen und Vorgaben zum Schutz der Umwelt während der Bau- und Betriebsphase ausgearbeitet.