
Wasser, so schnell wie ein Rennwagen
Je grösser die Höhendifferenz zwischen einem Stausee und der Turbine ist, desto höher ist der Wasserdruck. Beim Kraftwerk Palü fällt das Wasser rund 230 Meter in die Tiefe und baut dabei einen Druck von 23 bar auf. Zum Vergleich: Ein Gartenschlauch erzielt einen Druck von etwa vier bis fünf bar. Bei Vollbetrieb fliessen damit 4’500 Liter pro Sekunde mit einer Geschwindigkeit von 150 Kilometern pro Stunde zum Kraftwerk Palü. Die Leitung ist aus Stahl, verläuft unterirdisch und weist einen mittleren Durchmesser von 1,2 Metern auf.
Das Kraftwerk Cavaglia weist die gleichen Kennwerte auf wie das Kraftwerk Palü. Das Kraftwerk Robbia aber turbiniert nach der Gesamterneuerung (2020 bis 2023) rund 6’300 Liter pro Sekunde, die in der Druckleitung eine Höhendifferenz von sogar 610 Meter überwinden. Das entspricht einem Druck von 61 bar und einer Geschwindigkeit von 4,4 Metern pro Sekunde.

Eine 1’270 Meter hohe Batterie!
Batterien speichern Strom in kleinen Mengen. In grossen Mengen lässt sich Strom bis heute fast nur in Stauseen speichern. Das ist äusserst sinnvoll: Bei sehr hohem Verbrauch kann per Knopfdruck das Wasser aus einem Speichersee zur Stromproduktion eingesetzt werden. Repower möchte das Gefälle in der Valposchiavo noch effizienter nutzen und projektiert deshalb eine riesige ökologische Batterie, das Pumpspeicherwerk Lagobianco. Statt mehrerer Stufen und Zentralen sieht das Projekt vor, das Gefälle von 1’270 Metern zwischen dem Lago Bianco und dem Lago di Poschiavo direkt zur Stromerzeugung zu nutzen. Verbunden würden die beiden Seen über einen 17,5 Kilometer langen Druckstollen an der rechten Talflanke und einen 2,5 Kilometer langen Druckschacht zu einer neuen Kraftwerkszentrale im Berginnern in Camp Martin am Lago di Poschiavo. Sechs bis sieben Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Dadurch könnte der Anteil erneuerbar produzierten Stroms massiv erhöht werden.