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Die Alp Sogn Carli oberhalb Morissen

Eine Pipeline für Milch und Strom

04. August 2025
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Repower plant eine Optimierung der Stromanschlüsse und Verteilnetze in der Surselva und im Lugnez. Dabei zeigt sich, dass eine Erdverkabelung vielseitig genutzt werden kann.

Die Landwirtschaft in den Bündner Bergen ist prädestiniert für die Produktion von Solarenergie. Repower macht deshalb Halt auf der Bündner Rigi im Lugnez. Genau gesagt auf der Alp Sogn Carli auf 1628 m. ü. M. Dort führt die Alpgenossenschaft Morissen jedes Jahr viel Gross- und Kleinvieh auf die Sommerweide. Den grossen Stall, in dem über hundert Milchkühe jeweils die Nacht verbringen, möchte sie neuerdings auch für eine ganzjährige Stromproduktion nutzen. 

Der Standort bietet beste Voraussetzungen dafür. Das Alpgebäude selbst steht an einem offenen Südhang und die Dachflächen sind nach Osten und Westen ausgerichtet, sodass Solarmodule darauf hohe Energieerträge versprechen. Die Photovoltaikanlage in Sogn Carli kann dank seiner alpinen Lage wegen über das ganze Jahr und auch im Winter viel Strom liefern.

Die Alp Sogn Carli oberhalb Morissen
Das Dach des grossen Alpgebäudes auf Sogn Carli, oberhalb Morissen, wird künftig für die Solarstromproduktion genutzt. Bild: Repower

Leitung im Rutschhang

Die Alp unterhalb des Piz Mundaun bietet einen weiteren Vorzug: Sie ist bereits an das Stromnetz angeschlossen. Eine Freileitung auf Netzebene 5, mit einer Spannung von 16 Kilovolt (kV), führt vom Unterwerk Ilanz über die Bündner Rigi nach Morissen. «Es ist die Hauptader für die Stromversorgung im oberen Lugnez», erklärt Livian Monn, Projektleiter Netzplanung beim regionalen Verteilnetzbetreiber Repower.

Die Verbindung von Ilanz nach Morissen ist aber selbst ein Sanierungsfall. «Der Abschnitt war bisher äusserst störungsanfällig und unterhaltsintensiv», sagt Adrian Hunger, Teamleiter Planung Verteilnetz Surselva. Die Masten stehen in einem Rutschgebiet und versinken im Boden. Dazu kommt die exponierte Lage. «Gewitter mit Blitzschlag verursachten regelmässige Stromunterbrüche im Lugnez», so Hunger. Eine Stromleitung im Boden wäre vor den äusseren Einflüssen künftig besser geschützt.

Kein Eingriff in die Natur

Tatsächlich wird die Freileitung nun durch ein über zwei Kilometer langes Erdkabel ersetzt. Das «Netzoptimierungsprojekt Morissen» steht kurz vor dem Abschluss. Bis im Frühjahr 2026 wird die bestehende Stromleitung zurückgebaut. 

Und hier kommt abermals der Alpbetrieb ins Spiel: Vor zwei Jahren baute die Gemeinde gemeinsam mit der Genossenschaft eine Pipeline für die Milch und fragte den Verteilnetzbetreiber an, ob er den unterirdischen Kanal mitbenutzen will. «Für uns war der Fall klar: Es braucht keinen weiteren Eingriff in die Natur», bestätigt Hunger. Der Graben hoch zur Alp wurde etwas breiter dimensioniert, damit auch die dreiphasige Stromleitung darin Platz findet. Wichtig war die frühzeitige Absprache aber auch deshalb, dass keine unnötigen Windungen und Kehren im gemeinsam genutzten Trasse das spätere Einziehen der Kabel behindern. 

Den grössten Aufwand verursachte schliesslich der Transport von tonnenschweren Kabelrollen die Alpstrasse hoch. Der topographischen Logik folgend wurden die Stromkabel von oben nach unten parallel zum Milchkanal eingezogen. 

Grabarbeiten für eine Erdverkabelung zwischen der Alp Sogn Carli und Morissen
Der Kanal für die Milchpipeline von der Alp Sogn Carli hinunter nach Morissen wurde 2023 gebaut. Bild: Repower

Mehraufwand für den Bau

Eine unterirdische Stromdurchleitung bringt jedoch Mehraufwand. Für die Netzoptimierung Morissen stellt Repower ein Baubudget von rund einer Million Franken bereit. Im Gegenzug wird der Verteilnetzbetreiber die bisherigen Ausgaben für Störungsdienst und Unterhalt einsparen. «Bezogen auf die ganze Betriebsdauer kann eine Erdverkabelung im Durchschnitt aber doppelt so viel wie eine Freileitung kosten», sagt Livian Monn.

Umso wichtiger ist, Synergien beim Bau einer Untergrundtrasse zu finden. Tatsächlich ist die Milchpipeline von Morissen für Repower kein Einzelfall. Trinkwasserleitungen und Kanalisationen bieten sich häufig für eine Mitnutzung durch den Stromnetzbetreiber an. Auch im Strassenbau wird zunehmend darauf geachtet. «Wir tauschen uns jedes Jahr mit dem kantonalen Tiefbauamt aus», so Hunger. Wo immer möglich wird bei der Sanierung einer Kantonsstrasse nämlich ein Schutzrohr eingegraben, durch das ein Stromkabel nachträglich ohne grossen Zusatzaufwand eingezogen werden kann. Aufgrund der eigenen Netzplanungsstrategie weiss Repower bestens Bescheid, in welchen Regionen solche Vorleistungen hilfreich sind.

Auch im oberen Lugnez geht die Netzoptimierung weiter. Ausstehend ist eine Verbesserung der Verbindung oberhalb von Morissen taleinwärts. «Beim Netzausbau werden weitere Verkabelungen geplant», so Hunger. Die Vorstudie sieht mittelfristig über ein Dutzend Massnahmen vor. Dabei geht es aber nicht nur um einen Ersatz von Freileitungen, sondern auch um eine Erhöhung der Durchleitungskapazität. Denn die Anschlüsse an einige Nachbardörfer sind zu verstärken, weil sonst ein Flaschenhals im Stromnetz droht. Bei Sonnenschein sind lokale Spannungsschwankungen messbar, die von den zunehmenden Solaranlagen im Tal stammen. Es scheint so, dass die Menschen im Lugnez Gefallen am Solar-Express finden.

Verkabelung mit hoher Akzeptanz

Ein Graben musste jedoch zusätzlich ausgehoben werden. Dieser verbindet die Alphütte mit der bestehenden Freileitung und folgt seinerseits einer Wirtschaftsstrasse. Nach rund einem Kilometer endet er am Mast Nummer 68. Hier wird das Erdkabel der Netzoptimierung Morissen an die Stromleitung hinunter nach Luven und Ilanz angeschlossen.

Zwar gab es eine Einsprache im Baubewilligungsverfahren, weil eine Trafostation umplatziert werden sollte. Die Erlaubnis von Privateigentümern für Grabarbeiten zu erhalten, war ansonsten kein Problem. «Wenn eine Freileitung dadurch entfernt werden kann, stösst die Erdverkabelung auf hohe Akzeptanz», bestätigt Adrian Hunger.

Umwege seien aber dort in Kauf zu nehmen, wo sich geschützte Moorflächen oder Blumenwiesen befinden. Zudem sind die Bewilligungsverfahren langwierig. Mehrmonatige Wartefristen seien die Regel, bis das Eidgenössische Starkstrominspektorat (ESTI) grünes Licht für den Leitungsbau ausserhalb von Bauzonen erteile.

Grabarbeiten für eine Erdverkabelung bei Mast 68 im Lugnez
Das Erdkabel von der Alp Sogn Carli bis zum Mast 68 oberhalb Luven folgt einer Wirtschaftsstrasse. Bild: Repower
Stromkabel durch den Gotthardtunnel

Die Erdverkabelung wird auch für überregionale Stromnetze in der Schweiz bedeutend. Im Kanton Aargau nahm Swissgrid, die nationale Netzbetreiberin, vor fünf Jahren ihren ersten knapp sechs Kilometer langen, unterirdischen Hochspannungsabschnitt in Betrieb. Dabei zeigt sich, dass ein Stromtransport im Untergrund technisch vielfältig umsetzbar ist. Abhängig von Topografie, Geologie und Bodenbeschaffenheit sind einfache Grabungsarbeiten möglich oder komplexe Tunnelbauverfahren nötig. Im Vergleich zu einer Freileitung kostet die Erdverkabelung im Hochspannungsbereich bisweilen fünf Mal mehr. 

Inzwischen prüft der Bund, ob das Strassen- und Schienennetz zur Mitbenutzung für Stromübertragungsleitungen geeignet ist. Ein konkretes Vorhaben ist bereits in Umsetzung: Die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels wird mit einem Werkkanal ausgestattet, der Stromkabel der höchsten Netzebene aufnehmen kann.

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